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Warum ich nach 8 Jahren Bloggen eine Pause mache

20. Januar 2024Ina

Meine lieben Freunde! So habe ich auf diesem Blog schon viele Beiträge begonnen. Dieser Beitrag wird erstmal der letzte sein, den ich so anfange. Warum? Das möchte ich euch hier erklären. Ich habe tatsächlich schon 2015 angefangen mit diesem Foodblog. Obwohl die ersten heute noch vorhandenen Rezepte auf 2017 datiert sind. Das liegt daran, dass ich am Anfang meiner Blog-Geschichte überhaupt nicht wusste, was ich wirklich machen will. Ich änderte bestimmt 10 Mal die Optik, den Aufbau und das übergreifende Thema des Blogs. Mal ging es nur um Brot, mal ging es um Backen allgemein, mal ausschließlich um Topfbrote. Ich hatte mir zwar in den Kopf gesetzt, einen Foodblog starten zu wollen. – Aber ich habe mir vorab wenig Gedanken darüber gemacht, sondern mich direkt (ohne große Ahnung von der Sache) in das Projekt gestürzt.

Davon kann ich jedem nur abraten! Falls ihr mal eine Webseite bauen oder irgendein größeres Projekt starten wollt, nehmt euch bitte, bitte, bitte am Anfang die Zeit, euch einen Plan zu machen. Überlegt euch ganz konkret, was ihr wie machen wollt. Investiert wenn es sein muss mehrere Wochen oder Monate in diesen Plan. Denn wenn ihr mit einer guten Planung und Struktur an so ein Projekt herangeht, gelangt ihr viel schneller an euer Ziel. – Bei mir war das mehr so ein konzeptloses Herumprobieren, das mich sehr viel Zeit und Nerven gekostet hat, weil ich immer wieder alles umstrukturieren musste, bis die Webseite entstanden ist, die ihr heute kennt.

Der Anfang

Am Anfang war ich total motiviert, man könnte fast sagen übermotiviert. Ich wollte dieses Projekt unbedingt richtig cool machen, ich hätte am liebsten meine gesamte Zeit darein gesteckt. Als das erste Mal ein Kommentar aufploppte, war ich super aufgeregt: Meine Seite erreicht tatsächlich Leute da draußen! Diese Anfänge waren für mich sehr intensiv, voller Arbeit, voller Neuanfänge und: voller Frust. Ich hatte mich vorher noch nie mit Webdesign oder Fotografie beschäftigt. Das alles zu lernen und doch nie mit dem Ergebnis zufrieden zu sein, weil gefühlt JEDER es besser kann. – Das war ein sehr prägender Gedanke in dieser Zeit.

Ich hatte auch erst verhältnismäßig spät mit meinem Blog angefangen. Zu dieser Zeit gab es im deutschsprachigen Raum schon viele namenhafte Foodblogs, die mir um Jahre, teilweise sogar ein Jahrzehnt voraus waren. Und diese Namen sind bis heute die größten Foodblogs geblieben. Das heißt natürlich nicht, dass es unmöglich wäre, auch heute noch mit einem Foodblog durchzustarten. Aber ich habe schon den Eindruck, dass man nur noch schwer an die Early Birds herankommt. Und so war da bei all der Begeisterung für mein bäckerina-Projekt immer auch der Frust und die Enttäuschung, es doch nie so zu schaffen wie andere.

Der Druck

Nie so gute Foodfotos zu machen, nie ein so schönes Webdesign zu haben wie die ganz Großen. Ich weiß natürlich, dass ich mein Bestes gegeben habe, aber der Druck des Vergleichs ist eben ein Teil unserer Zeit. Und darunter habe ich gelitten, vielleicht mehr als gut für mich war. Dazu kamen irgendwann natürlich auch negative Kommentare: Hier auf der Webseite, in den sozialen Medien und auch aus meinem direkten Umfeld. Ich weiß, dass ich sehr viele Menschen mit meinem Blog erreiche und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viele von euch mir schon Nachrichten geschrieben haben wie: „Vielen, vielen Dank für deine tolle Seite! Ich bin durch Zufall darauf gestoßen und habe, inspiriert von deinen einfachen Rezepten und Anleitungen, angefangen Brot zu backen. Früher hätte ich mir das nie zugetraut, weil ich immer dachte, Brot backen wäre so kompliziert. Nur durch deine Seite bin ich dazu gekommen und habe jetzt ein schönes Hobby für mich entdeckt.“

Es ist wundervoll, solche Zeilen zu lesen und es rührt mich jedes Mal. Aber das ist eben nur die eine Seite. Ich habe auch so unendlich oft Dinge gelesen wie: „Danke für die Verschwendung meiner Zeit und Zutaten!“. „Ich habe alles genauso gemacht wie es im Rezept stand, und trotzdem ist mein Kuchen überhaupt nichts geworden. Toll, dann bekommt mein Besuch morgen eben nichts zu essen! Danke dafür!“. „Jetzt reicht es aber wirklich. Dieser ganze Beitrag besteht nur aus Selbstbeweihräucherung, um irgendwie die Seite zu füllen. Auf eine einfache Frage erwarte ich eine einfache Antwort und nicht dieses ewige selbstgefällige Rumgelaber.“ Oder auf Instagram „Ich habe keine Lust, nur für ein dummes Rezept extra auf irgendeinen Blog zu gehen.“

Die Ablehnung

Als wäre das, wofür ich jahrelang so hart gearbeitet habe, nur irgendein dummer Blog mit irgendeinem dummen Rezept. Als wären zwei Klicks zu viel, um hierhin zu gelangen und das, was ich über so lange Zeit aufgebaut habe, vielleicht auch ein kleines bisschen zu wertschätzen. Jeder will immer nur nehmen. Auch das bisschen Werbung, was ich hier auf dem Blog habe, ist schon zu viel. Es ist schon zu viel der Zumutung, dass ich für hunderte Gratis-Rezepte ein kleines Taschengeld bekomme. Dass mein Stundenlohn für die Arbeit, die ich mir mit dem Blog mache, irgendwo im Centbereich liegt. Es ist schon zu viel, dass man Cookies akzeptiert, um auf dieses wirklich große Angebot zuzugreifen und wenigstens ein kleines bisschen zurückzugeben. Es ist zu viel, dass ich Produkte empfehle, die ich von Herzen gerne selbst benutze, weil ich überzeugt davon bin. All das ist schon viel zu viel.

Ich weiß, dass das Internet ein toxischer Ort ist. Ich weiß auch, dass die meisten Leute gar nicht richtig über diese Dinge nachdenken. Sie überlegen gar nicht wirklich, was es für mich bedeutet, diese Seite seit 8 Jahren vollkommen allein, ohne Hilfe zu führen. Sie sehen nur Werbung, Cookies und irgendwelche Dinge, die sie meinen, besser zu wissen. Ich hatte immer das Gefühl, dagegen ankämpfen zu müssen, erklären zu müssen, was ich hier mache und warum das wertvoll ist. Und auch jetzt erkläre ich es wieder, um bei meinen Lesern Verständnis zu finden. Aber es ist unglaublich anstrengend und belastend! Es fühlt sich noch heute schwer an, diese Zeilen zu schreiben.

Ich habe irgendwann beschlossen, die Kommentarfunktion auf meiner Webseite zu deaktivieren. Ich schränkte die Möglichkeiten, mich zu kontaktieren, stark ein. Ich habe eine lange Blacklist auf Instagram mit Begriffen, die man mir nicht schreiben kann. Nachrichten oder Kommentare, die diese Begriffe enthalten, werden mir gar nicht erst angezeigt. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie richtig große Influencer, die jeden Tag viel mehr (und viel persönlichere) Negativität und Ablehnung zu spüren bekommen als ich, mental gesund bleiben können. Wobei es ja viele auch nicht können.

Der Markt

Apropos Influencer: Der Markt für Blogs, Foodblogs und allgemein Kreative, die Inhalte erstellen, hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es ist viel schwerer als früher, Reichweite zu gewinnen. Kooperationspartner gibt es zwar noch, aber meistens wollen sie kein Geld mehr für die Leistung eines Bloggers bezahlen. Und ganz ehrlich: Ich bin das einfach leid! Ich habe diesen Blog natürlich nicht nur gestartet, um damit Geld zu verdienen. Aber wenn Unternehmen, die unvorstellbare Umsätze machen, meine Leistung und Reichweite buchen wollen, wieso können sie mich nicht dafür bezahlen, wie überall sonst in der Wirtschaft auch?

Warum wird ständig von mir erwartet, dass ich gratis arbeiten soll? Und JA, das ist Arbeit! Mein Blog ist kein reines Hobby, er ist und war schon immer mit unglaublich viel Aufwand verbunden: Ich musste so viele Dinge lernen, mir so vieles selbst beibringen, mich so oft zwingen zu Dingen, die überhaupt keinen Spaß machen. So viele Stunden, Wochen, Monate, Jahre hierein investieren. Und dann wollen Unternehmen sich all dies zunutze machen und haben ernsthaft die Dreistigkeit, mir nichts als Gegenleistung zu bieten? Oder nur irgendwelche Produkte, die ich verlosen kann? Das mag vielleicht nicht für jeden nachvollziehbar sein – aber nach 8 Jahren wäre es einfach schön gewesen, auch in diesem Bereich etwas mehr Wertschätzung zu erfahren.

Und jetzt?

Ich will in diesem Beitrag natürlich nicht nur darüber schreiben, was alles blöd ist oder war. Oder was ich mir anders gewünscht hätte. Ich hatte einfach das Bedürfnis, mir das mal von der Seele zu schreiben. Vielleicht könnt ihr meine Perspektive nachvollziehen, vielleicht auch nicht. Das ist OK!

Worauf will ich also mit diesem Post hinaus? Ich habe viel darüber nachgedacht, ob und wie ich meinen Blog weiterführen will. Ich spüre schon lange, vielleicht schon 1 Jahr oder noch länger, dass es gut wäre, eine Pause zu machen. Aber ich habe es mir nie erlaubt. Ich wollte unbedingt durchziehen. Ich habe natürlich auch an alle von euch gedacht. An all die Menschen, die diesen Blog teilweise schon Jahre verfolgen. An alle, die mir ermutigende, bestärkende Nachrichten schreiben. An alle, die ich inspirieren konnte und denen ich etwas über Brot oder Backen vermitteln konnte. Falls ihr bis hierhin gelesen habt: Danke, danke, danke für all euren Support! Ich weiß das zu schätzen, auch wenn dieser Beitrag eher meine negativen Erfahrungen hervorhebt.

Meine Entscheidung

Letztlich bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mir eine Pause von diesem Blog nehmen werde. Nicht nur für mich, sondern auch für alle, die mein bäckerina-Projekt verfolgen. Ich möchte für euch interessante, hilfreiche, kreative, tolle Rezepte und Beiträge kreieren! Im Moment schaffe ich das aber nicht. Das kommt für euch vielleicht überraschend, schließlich sind doch in den letzten Wochen noch neue Beiträge online gekommen.

In Wahrheit habe ich diese Beiträge aber schon vor Ewigkeiten vorausgeplant. Und jetzt ist der Moment gekommen, für den ich keine Beiträge mehr geplant hatte. Und damit die Entscheidung: Mache ich weiter oder höre ich endlich auf meine innere Stimme? Ich habe mich für die innere Stimme entschieden.

Und ich muss euch sagen: Ich freue mich auf die Zeit, die jetzt kommt! Ich kann mich anderen Projekten und Ideen widmen. Ich werde mehr Freizeit haben, nicht mehr so eine endlos lange Blog-To-Do-Liste, die einfach nie aufhört. Ich werde diese Zeit nutzen, um über die Zukunft meines Blogs nachzudenken.

Wie lange diese Pause dauern wird, kann ich euch nicht sagen. Wie es hier weitergehen wird, kann ich euch auch nicht sagen. Vielleicht komme ich irgendwann erfrischt und voller neuer Ideen zurück, das wäre schön. Und ich würde mich freuen, euch dann wiederzusehen und zu hören. Bis dahin bleibt mir nur zu sagen: Danke für alles!

Eure Ina

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